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16.09.2004

Tafel erinnert an die Gründung des ersten Arbeiterjugendvereins

Feierliche Enthüllung der restaurierten Gedenktafel am 10. Oktober.

Gedenktafel - noch nicht restauriert
Gedenktafel - noch nicht restauriert

Im Jahre 1904 begann mit der Gründung erster Vereine der Arbeiterjugend in Berlin und Mannheim der selbst organisierte Kampf der arbeitenden Jugend um soziale Rechte und eine Zukunft ohne Ausbeutung. Die Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken feiert am 10. Oktober den hundersten Jahrestag der Gründung ihrer Vorgängerorganisation. Zur Erinnerung an diese Gründung wird am 10. Oktober um 10 Uhr in der Berolinastraße 12 die restaurierte Gedenktafel enthüllt, die an den Gründungsort des "Vereins der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter Berlins" erinnert. Die Feier findet im Anschluss an den Bundesausschuss der Falken in Berlin statt. Am Abend vorher wird gemeinsam mit den Berliner Jusos, Falken und der Gewerkschaftsjugend in der Geburtstag der Arbeiterjugendbewegung hinein gefeiert.

Ein Lehrling erhängte sich im Grunewald

Im Zuge der ehemaligen Landsberger Straße stand das Klubhaus Pachura, in dem 24 junge Arbeiter und Lehrlinge am 10.10.1904 zu einer konstituierenden Mitgliederversammlung des "Vereins der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter Berlins" zusammenkamen. Die Wortführer waren Max Peters (1888 - 1962) und Helmut Lehmann (1882 - 1959), der zum Vorsitzenden gewählt wurde. Unmittelbarer äußerer Anlass war der Selbstmord durch Erhängen eines Schlosserlehrlings namens Paul Nähring, der im Juni 1904 im Berliner Grunewald, mit Schwielen und Beulen bedeckt, die - wie Nachforschungen ergaben - von Misshandlungen seines Lehrmeisters herrührten, aufgefunden wurde.

Clubhaus Pachura steht nicht mehr

Im proletarisch geprägten Berliner Osten diente das Clubhaus Pachura in der Landsberger Straße 39 als Versammlungsort der Berliner Arbeiterbewegung. Im großen Saal trafen sich vor dem 1. Weltkrieg bis zu 800 Mitglieder des ersten Arbeiterjugendvereins zu Vorträgen und Debatten. Die Landsberger Straße verschwand 1966, als das kriegszerstörte Viertel neu bebaut wurde. Der alte Straßenverlauf ist im Stadtbild nicht mehr zu erkennen. Die Stele zur Erinnerung an die Vereinsgründung steht vermutlich nur ungefähr am Standort des längst abgerissenen Clubhauses Pachura.

Das Verschwinden einer Bronzetafel

Die Gedenktafel wurde am 10. Oktober 1974 in einer kleinen Grünanlage neben dem Wohngebäude Berolinastraße 11 erichtet. Die Inschrift lautet "DIE ERSTE DEUTSCHE ARBEITERJUGENDORGANISATION VEREIN DER LEHRLINGE UND JUGENDLICHEN ARBEITER BERLINS WURDE AM 10. OKTOBER 1904 AN DIESEM ORT GEGRÜNDET". Nachdem verschiedene Quellen berichteten, dass die Tafel nach der Wende 1990 abmontiert wurde, prüfte die Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken eine Wiederherstellung. Schließlich gilt die Gründung des Vereins als Beginn der selbst organisierten Arbeiterjugendbewegung und begründet das hundertjährige Jubiläum der Falken in diesem Jahr. Gemeinsam mit Jusos und anderen Arbeiterjugendverbänden, die sich ebenfalls auf diese lebendige Tradition beziehen, einigte man sich, den historischen Ort im Stadtbild wieder sichtbar zu machen und am Gründungstag zur feierlichen Enthüllung der wieder hergestellten Tafel einzuladen. Nun stellte sich zwar bei Recherchen heraus, dass die Tafel weder aus Bronze noch jemals abgebaut worden war, doch waren umfangreiche Restaurierungsarbeiten erforderlich, für die die Falken nun aufgekommen sind.

Die FDJ verstand sich als "wahre Erbin der revolutionären Arbeiterjugendbewegung"

Die Gedenktafel wurde zu einem Zeitpunkt errichtet, als in der DDR die Ära Ulbricht zu Ende ging und mit der Amtsübernahme Erich Honeckers ein gewisser Reformoptimismus einher ging. Die Geschichte der Arbeiterjugendbewegung diente der politischen und ideologischen Legitimation des politischen Systems der DDR, das von der Staatsführung in die Tradition der "revolutionären Arbeiterbewegung" gestellt wurde. Der 70-ste Jahrestag der Vereinsgründung war daher ein günstiger Anlass für Honecker, um das Selbstbewusstsein des "ersten sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden" zu zelebrieren. Die "Junge Welt" dokumentierte eine Rede von Egon Krenz, der den Jugendverbänden in Westdeutschland die Berechtigung absprach, sich auf die Gründung des ersten Arbeiterjugendvereins zu beziehen. "Wenn es heute Kräfte in der SPD der BRD gibt, die die Gründung der ersten Arbeiterjugendorganisationen auf ihre Fahnen schreiben möchten", sagte Egon Krenz, "mögen sie nicht vergessen, dass es die opportunistische Führung der deutschen Sozialdemokratie war, die alles versuchte, damit sich die organisierte Arbeiterjugendbewegung nicht zu einem revolutionären Element entwickelt." Die FDJ sei die "wahre Erbin und würdige Fortsetzerin der revolutionären deutschen Arbeiterjugendbewegung und sie erweise sich ihres Vermächtnisses würdig."

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